Impulse
 

Führen Frauen anders als Männer?

Interview von Lisa Störkmann, Januar 2008
mit Bärbel Frey, Geschäftsführerin AQUA DOME – Tirol
Therme Längenfeld GmbH Co KG, Längenfeld, Österreich
Linkwww.aqua-dome.at

 

Frau Frey, Sie sind Geschäftsführerin des AQUA DOME, einem Unternehmen mit Hotel, Restaurant, Wellnessbereich und öffentlicher Therme. Sie führen über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter Männer und Frauen in Führungspositionen.

 
Was unterscheidet männliche Führungskräfte von weiblichen?

Meiner Meinung nach sind männliche Führungskräfte strategisch oft besser, als ihre weiblichen Pendants.
Sie sehen mehr die große Linie, wir Damen sind zu detailverliebt, oft zu sehr in Kleinigkeiten involviert.
Leider sind Männer auch oft die besseren Netzwerker, als wir. Wir sagen uns, dass wir ausschließlich mit unserer Leistung punkten wollen, Männer leisten vielleicht weniger, kompensieren die mangelnde Leistung aber durch entsprechende Netzwerke von denen sie getragen werden. Ehrlich gesagt, ich habe noch nie eine Frau in einer Führungsposition gesehen, die ihren Job nicht gut macht (sonst wäre sie nicht mehr da) ich kenne aber viele, sehr viele Herren in Führungspositionen, bei denen nicht „ganz so viel“ dahinter ist, wie es nach außen hin scheint.
Leider sind Frauen daher auch, wenn es um den nächsten Karriereschritt geht, oft nicht so forsch wie die Herren und bieten sich an. Sie warten oft ab, bis man sie durch ihre Leistung „entdeckt“, da sind die Männer oft schon vorbeigezogen.
Frauen haben aber die gewisse „emotionale Intelligenz“, ganz feine Antennen, die ihnen sagen, was wann, wie und wo zu tun ist. Sind tun dann aber auch und warten nicht bis andere tun.
Frauen ergreifen die Initiative, sind entschlossen, ganz klar in der Sache, laufen nicht vor Problemen davon, sondern packen sie engagiert an und lösen sie dann auch.
Frauen sprechen Negatives konkret und klar an, so dass das Gegenüber immer weiß, woran er oder sie ist.
Ich arbeite sehr, sehr gerne mit Frauen in Führungspositionen.

 
Angenommen, ich würde Ihre Mitarbeiter fragen, mit welchen Qualitäten Sie führen…?

Ich denke, dass wir Frauen authentischer sind. Wir verstellen uns nicht, wir kommen echt und ehrlich rüber, so wie wir sind. Das schätzen die Mitarbeiter.
Unsere „typisch weibliche Seite“ kommt uns gerade als Führungskräfte sehr zu gute. Auch wenn wir durchaus konkret sind, so sind wir doch auch mütterlich, einfühlsam, lassen uns von unserer Intuition leiten.
Die Mitarbeiter spüren, dass wir „Mensch“ sind, ein Herz haben und an ihnen ehrlich Anteil nehmen. Das wird geschätzt.
Ich selbst bin immer klar in der Sache, bin zwar ein Team-Mensch, entscheide dann aber doch so, wie ich es für richtig halte.

 
Welche Einstellungen sind hilfreich als Frau in einer Führungsposition?

Wenn Männer „am Stuhl sägen“, was – wie ich mir habe sagen lassen – öfter vorzukommen scheint, sollte man nur mit Leistung und Ergebnissen dagegen antreten und versuchen, sämtliche Emotionalität außen vor zu lassen. Die aktuellen Nachrichten aus Deutschland lassen mich ein bisschen schmunzeln. So ist ein Roland Koch, einst größter Widersacher von Angela Merkel, letzte Woche bei der hessischen Landtagswahl derart tief gefallen… Sie punktet mit Leistung Ergebnissen, er will sich über volksnahe Themen eine Mehrheit schaffen, um an der Macht m in Hessen zu bleiben. Auch beim Vergleich zwischen Andrea Ypsilanti und Roland Koch kann man sehr genau sehen, wie Frauen anders sind als Männer: Auf der einen Seite der verbissene Roland Koch, auf der anderen Seite die, die mit Charme und Natürlichkeit punktet.

 
Welche Fähigkeit braucht „Frau“ im Führen von „Frau“, welche im Führen von „Mann“?

Ich glaube persönlich, dass Frauen nicht anders zu führen sind als Männer. Es kommt auf den Menschen an, den man/frau führt. In meinem Führungsteam von 7 Kolleginnen und Kollegen sind die Sensibelsten 2 Männer und die Härtesten 2 Frauen. Je nachdem, wie die Menschen gestrickt sind, müssen sie unterschiedlich angepackt werden und das hat meines Erachtens nichts mit ihrem Geschlecht zu tun.

 
Was sind die typischen Stolpersteine für Führungsfrauen?

Ich denke, dass das Privatleben einer Führungsfrau in der Öffentlichkeit ganz anders gesehen wird, als bei Männern. Es wird viel kritischer und gründlicher beäugt und daraus werden leichtfertig Schlüsse gezogen.
Frauen haben auch oft Probleme, Familie und Position unter einen Hut zu bekommen. Wenn mal etwas schief läuft, wird das dann leicht auf das Privatleben geschoben nach dem Motto „...ist doch klar, dass die das nicht alles schaffen kann…“. Einen Flirt mit einer Kollegin kann ein Führungsmann sich immer erlauben, eine Frau in Führungsposition würde das nicht lange durchstehen.

 
Wie stehen Sie zum Thema Lernen?

Führen ist ein ständiger Lernprozess. Ich bin gerade wieder in einer Weiterbildung und Gott sei Dank – in meinem Kurs sind einige Führungsfrauen.

 
Das sieht nach neuem Netzwerk aus!
Herzlichen Dank, Frau Frey, für das interessante Gespräch und führen Sie gut in die Zukunft !

   

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Lisa Störkmann  .  Entwicklung von Persönlichkeit & Unternehmen

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